20.7.11

Konstruktivismus

Hilfreich für jeden Beginn: Konstruktivismus

Der Konstruktivismus ist eine auf viele, wenn nicht alle Lebensebenen anwendbare Theorie. 
Damit wären wir auch schon beim ersten wichtigen Punkt: es handelt sich um eine Theorie. Hauptmerkmal solcher ist ihre Nicht-Allgemeingültigkeit, sie sind ledigliche eine Brille. Manche sind pink, andere blau, vielleicht grün oder auch grau. Mit einer Theorie kann nicht die ganze Welt erfasst werden, nicht einmal annähernd, aber da der Konstruktivismus keine Großtheorie ist, erhebt er auch gar nicht diesen Anspruch. Theorien mittlerer Reichweite wie der K. ist ein Versuch, etwas anhand weniger - aber genügend - Faktoren zu erklären.
Interessant am K. ist, dass er nicht sagt: so ist die Welt! 
Das wäre eine Großtheorie, und diese werden in den Geistes- & Sozialwissenschaften nicht mehr wirklich verwendet. Wirklich verstanden kann die Welt vermutlich noch nicht einmal, wenn alle existierende Theorien über sie aneinander gereiht werden - ich glaube jedenfalls nicht, dass das ausreichen würde. 

Was sagt der Konstruktivismus denn nun?
Er sagt der Objektivität ab. Je nach Radikalität des Verfechters bedeutet das, dass es zwar eine Wirklichkeit gibt (2+2=4 & die Erde dreht sich um die Sonne!), diese aber vom Menschen gar nicht wahrgenommen werden kann. Mensch betrachtet die Welt nämlich nur aus seiner Subjektivität heraus, & das was er sieht ist vielleicht messbar, aber nicht durch ihn. Jeder einzelne hat also einen Raum in dem er sich bewegt, & keiner sieht ihn so wie er es tut. Schließlich ist jeder von uns durch seine Erfahrungen, seine Neuronen, seine Hormone, sein Standpunkt, seine Ideale etc.pp geprägt. Das macht Objektivität unmöglich. & das bedeutet ein ziemliches Chaos!
Deshalb habe ich mich mit dem Erlanger Konstruktivismus besser angefreundet: dieser behauptet auch, jeder habe seine absolut eigene Wahrnehmung, aber! & das ist der springende Punkt: mensch kann sich auf eine Wahrnehmung einigen. Die meisten von uns wissen, was mit dem Begriff "rot" gemeint ist. Sprache & Wissenschaft ermöglichen eine gemeinsame Erfassung der Welt. 

Ich würde das so zusammenfassen: unsere Realität ist ein Vertrag, den wir miteinander abschließen. Wenn wir alle finden, über die Strasse laufen wenn die Ampel rot ist sei schlecht, dann ist es wohl schlecht. & wenn wir uns einig sind, dass betrogen werden sehr verletzend ist, dann empfinden wir das auch so. Das wohl wichtigste Merkmal eines Vertrages ist: auch wenn der Einzelne sich nicht ganz darin wiederfindet, gilt er. Käufer und Verkäufer eines Objekts einigen sich auf einen Preis, der vielleicht nicht ihren Wünschen entspricht, aber irgendwie muss ja aufeinander zugekommen werden! Aber weiß ein Farbenblinder, wofür "rot" steht? 

Also: wir erlernen von Geburt an Konstrukte. Viele unter ihnen bestimmen, wie wir Situationen & Handlungen begegnen, wie wir reagieren. Doch im Grunde genommen sind unsere Reaktionen beliebig, & können hinterfragt, dekonstruiert werden.
Das ist der Plan. Dann lasst mal anfangen!

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